Das grosse Finale am Grimselpass


Gut ausgeschlafen machen wir uns anderntags bei bewölktem Wetter auf zum Grimsel. In Innertkirchen beginnt der Weg in Form eines gemütlichen Trampelpfads an der Aare. Nach dem Wasserkraftwerk führt der alte Säumerweg dann einfach der Grimselstrasse entlang. Dies erscheint uns angesichts der lange dauernden heutigen Wanderung zu langweilig. Daher entscheiden wir uns für den anderen Wanderweg, welcher rechts der Aare in die Hügel führt und vielversprechend als „Barfussweg“ bezeichnet ist.

Was friedlich mit einem Holzbrüggli anfängt, mit gemalten „Füessli & Gsichtli“ am Wegesrand, führt bald steil in den «Gschliechtigwald» hinein und ist somit alles andere als barfusstauglich. Nach einer halben Stunde waldigem Aufstieg an Handlaufseilen sind wir bereits total aus der Puste! Auf einer idyllischen Lichtung mit Bächli und Rasenmatte sieht es dann doch noch nach Barfuss aus. Allein wir lassen die Schuhe lieber an, da wir uns weit von der Aare entfernt haben und nun lieber nach den direkten Weg zum Pass hinauf suchen.

Die Häuser von Unterstock führen uns dann über den kleinen «Solleggpass» wieder auf Kurs. Und von hier aus dürfen wir einen wunderbaren Blick zum Sustengebiet geniessen.
Wir wandern weiter Richtung Urweid, ein weiterer Weiler in diesem schon ziemlich gerölligen Aaretal. Diese fliesst bereits dünn, dafür umso wilder das Tal herunter. Hier wechseln wir die Aareseite und folgend dem angelegten Kieselpfad, vorbei an abgelegenen Weiden und urchigen Schafunterständen, bis wir nach geraumer Zeit Guttannen erreichen.

Am Ortsausgang müssen wir nun doch noch den alten Säumerweg nehmen und stapfen somit entlang der Passstrasse, bald etwas abseits im Unterholz, bald direkt an der Strasse. Einen ersten Tunnel überqueren wir im Wald, einem zweiten wandern wir kurzerhand entlang. Danach gelangen wir ins Naturgebiet «Handeck», wo Bauernhof, Hotel und Kinderspielplatz zum Verweilen locken. Wir ziehen es aber vor, das heutige Monsterprogramm von 8.5 Stunden Marschzeit durch zu ziehen und den Grimselpass zu erreichen.


Bald gelangen wir in alpine Regionen, und begegnen den ersten Bergsteigern. Das Wetter hat sich hier oben zunehmend verschlechtert und bald beginnt es zu nieseln. Die Passstrasse bleibt uns stetig im Blickfeld erhalten, auch als wir einen in Stein gehauenen Pfad im Granitfels passieren.

Das Wetter wird leider nicht besser, und zum Nieselregen gesellt sich beim «Räterichsbodensee» auch noch eine steife Brise hinzu. Wir stapfen zielbewusst dem milchiggrünen Stausee entlang, unser Wanderfinale müssen wir uns bei diesem Wetter redlich verdienen! Von Weitem erblicken wir endlich die Staumauern des Grimselsee und das historische Berghotel «Grimsel Hospiz». Die letzten Kilometer bis zum Ziel ziehen sich über gefühlte Stunden hin. Wir erklimmen mit letzter Kraft die trutzigen, steilen Staumauern, welche uns von unserem Ziel scheinen abhalten zu wollen.

Endlich oben am Hospiz angekommen, wärmen wir uns mit einer heissen Suppe auf und bestellen unseren wohlverdienten Teller Pommes mit Mayo. Müde aber überglücklich geniessen wir den Blick mit Wehmut auf den Grimselsee bis uns das letzte Postauto des Tages wieder ins Tal hinunter nach Innertkirchen chauffiert.

Juhui, wir haben es geschafft!

Map
Dauer 7:18 Std.
Strecke 26,5 km
Schwierigkeit streng
Variante bis Guttannen Haltestelle Postauto
Übernachten Grimsel Hospiz
Links Grimselwelt, Innertkirchen,