Vom Bielersee nach Wohlen bei Bern
Der Winter war lang und hartnäckig. So dauert es bis Mitte April, bis wir unsere zweite Saison des Projekts «Aarewanderung» in Angriff nehmen können. Am zweiten Aprilwochenende 2013 bei bestem Frühlingswetter und strahlend blauem Himmel starten wir in Täuffelen am Bielersee, wo wir mit einer Einwärmrunde nach Hagneck, dem Endpunkt unserer letztjährigen Etappe beginnen.
Sind wir im vorherigen Jahr dem Jura entlang gen Westen gewandert, heisst es nun endgültig Abschied nehmen um südwärts zu ziehen. Von Hagneck am Bielersee geht’s durchs flache Seeland nach Aarberg, den verschneiten Chasseral Gebirgszug im Rücken und die mächtigen Berner Alpen verheissungsvoll vor uns.
Nach Aarberg zieht es uns hinauf in die Höhe des «Bargeholz Gipfels», von wo wir eine sensationelle Aussicht in die Berner Voralpen geniessen. Wir können nur ahnen, wie weit es bis Bern, unserem heutigen ambitionierten Ziel ist. So stapfen wir nach dem Niederrieder Wehr trotz Umleitungsschild über einen getrockneten Schlamm-Murgang, welcher den offiziellen Wanderweg unterbricht und kämpfen uns über Schlammlawinen und Morastsumpf, welcher eigentlich Wanderweg sein sollte, um kurz darauf in eindrückliche naturbelassene Auenschutzgebiete des Niederrieder Stausees einzutreten, wo wir dank Hochwasser jedoch abermals nasse Füsse kriegen. Uns egal.
Kurz vor Mühleberg überqueren wir die Saane, die hier von Fribourg her in die Aare fliesst und wir bewundern die schroffen und steilen Sandsteinfelsen, die Aare und Saane den Lauf vorgeben. Nach über 4 Stunden Wanderung heisst es Halbzeit, wir sind jetzt schon etwas angeschlagen von den anstregenden Sumpfwanderungen. Beim AKW Mühleberg versuchen wir die hässlichen Betongebäude zu ignorieren und machen einen grossen Bogen darum.
Wir wechseln beim Flusswehr die Seite des Wohlensees und marschieren nun in der Abendsonne dem Stausee entlang Richtung Wohlen bei Bern. Erste Blasen an den Füssen machen sich langsam bemerkbar, doch die sensationelle Aussicht auf Wohlensee und Voralpen machen uns alle Strapazen vergessen, auch wenn wir bereits so platt sind wie die unzähligen Frösche auf dem Asphalt, die es leider nicht über die Strasse geschafft haben.
Nachdem wir «Vorderprägel» passiert haben, tauchen die ersten Zeichen einer Zivilisation in Form von Agglomerationsiedlungen auf. Nach 7 Stunden unberührter Natur ein totaler Kontrast! Wie eine Fata Morgana erscheint uns in der Abendsonne die «Wohleibrücke» bei Wohlen, über die wir zu unserem heutigen Tagesziel, dem Campgingplatz «Eymatt» gelangen. Leider verschätzen wir uns bei unserem Endspurt und werden, unterdessen total erschöpft über den fiesen «Cholgruebeberg» gejagt, welcher so steil und nur über schmale Treppenpfade besteigbar ist. Uns wird zum Schluss noch alles abverlangt! Umso mehr geniessen wir auf dem Campingplatz ein feines Fischznacht mit einem kühlen Bier, bevor wir in unserer geheizten und gemütlichen “Hobbit-“Häuschen, ziemlich abgekämpft und durchfroren in unsere flauschigen Schlafsäcke verschwinden.
Dauer | 8:18 Std. |
Strecke | 37,2 km |
Schwierigkeit | mittel |
Variante | Start in Hagneck |
Übernachten | Camping «Eymatt» Bern |
Links | Wasserkraftwerk Hagneck, Wohlensee |